Oh je, denke ich, nachdem ich die Diskussion gespannt verfolgt, und viel Gutes und Richtiges über Selbstverantwortung, Akzeptanz, Freiheit gelesen habe, aber nichts über Disziplin, Verantwortung für andere, Alltag, Routine ...
gleichberechtigt - nicht nur für Nicht Bdsm'ler - auch oft für Bdsm'ler ein Buch mit sieben Siegeln(?).
Ich drücke Dir die Daumen , das es immer so bleibt ... muss sehr schön sein. .
schreibt Homo-ludens, und damit trifft er den Kern meines Lebens. Ein Gleichgewicht der Kräfte, sich nie unter- oder überlegen zu fühlen, das ist es, was mich mit meiner Frau seit fast 20 Jahren verbindet. Ich hatte etliche Fehlversuche, gescheiterte Partnerschaften hinter mir, bis ich diesen einen Menschen gefunden habe, der auf dem gleichen Energielevel wie ich durchs Leben geht. Ein Mensch, der auf ähnliche Weise Verantwortung für andere Menschen hat, wie ich. Der ähnlich lacht, einen ähnlichen Blickwinkel hat, ähnliche Vorlieben. Und doch in manchen Dingen völlig anders funktioniert - ein Teil der so lange anhaltenden Anziehungskraft, weil man voneinander auch nach langer Zeit etwas lernt, weil man sich auseinandersetzen kann und muß und will.
Gleichberechtigung heisst hier: Akzeptieren, dass manche Dinge im Zusammenleben anders laufen müssen, als in einem Leben und Alltag, den du ganz alleine bestimmst. Nach dem letzteren Prinzip habe ich vor dieser Partnerschaft 30 Jahre lang mit Volldampf gelebt. Gleichberechtigung heisst auch zu akzeptieren, dass Sexualität, Lust, Leidenschaft, von zwei Menschen ganz unterschiedlich empfunden und verlangt werden. Klingt langweilig, verdrängend, unspannend? Nein. Ist nicht so. Unser "Zusammenprallen" schlägt heftige Funken. Aber unser ganzes Leben erzeugt einigen Wirbel - Sexualität ist eine schöne, lustvolle Seite davon, aber es ist keine Solo-Stimme.
Mein Dilemma: Wo in diesem fein austarierten Equilibrium, sollte ich meine schönen, leidenschaftlichen Phantasien von Unterwerfung und Dominanz einknüpfen, ohne die so gut funktionierende Balance zu zerstören?
Ich weiß noch nicht einmal, ob ich es wirklich will. Ich habe es auch vor dieser Beziehung nie gelebt, obwohl es latent seit je her vorhanden ist. Genauso, wie es latent auch bei ihr vorhanden ist, darüber sind wir uns im Klaren, es zeigt sich gelegentlich im Spielen, im Ausprobieren. Es ist schön für eine Nacht, aber die Nacht geht vorbei und viele andere Sachen ziehen unsere Aufmerksamkeit an.
Seit ein paar Tagen, weil ich gerade die Zeit habe, kehre ich immer wieder zu den Schattenzeilen zurück. Weil ich hier eine offene, nahe, intelligente Diskussion entdecke, die mir in ihrer Direktheit im Alltag oft fehlt. IRL ist das feedback, die Meinung Anderer, oft nur auf sehr langen Umwegen erreichbar. Ich schätze es sehr, das alles hier zu lesen. Ob daraus ein Weg für mich entsteht, ist eine ganz andere Frage.